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Workshop: Rest In Pieces

Nekrobiom-Workshop
Teil I: Aktiver Zerfall 10:00 – 12:00 Uhr
Teil II: Augblähung 13:30 – 15:30 Uhr

“Selbst das Eisen fürchtet noch die Fäulnis” -Ethel Cain

Im Gegensatz zum Mikrobiom, das als in Symbiose mit lebenden Systemen arbeitend beschrieben wird, ist das Nekrobiom eine lebendige Gemeinschaft von Mikro- und Makroorganismen, die in Körpern und Materialien jenseits der Grenzen, die für die Definition von “Leben” gelten, zu finden sind. Das Nekrobiom und das Thanatomicrobiom, das seine mikrobiellen Agenten umfasst, demontieren aktiv die materielle Zusammensetzung des Lebens, wie wir es kennen, und verweisen auf kulturelle Vorstellungen von Abscheu und Fäulnis. Während der Kreislauf von Leben, Tod und Verfall so alt ist wie das Leben selbst, ist unser Wissen über das Nekrobiom und das Thanatomikrobiom gerade erst noch im Entstehen begriffen.

Das Nekrobiom bleibt jedoch ein unbestreitbar wichtiger Rahmen für das Verständnis des komplexen und sich verändernden Netzwerks von Interaktionen und Beziehungen, die lebende Organismen jenseits der anthropozentrischen Grenze des Todes haben. Vom Walsturz bis zum Kompost – das Nekrobiom ist überall um uns herum vorhanden und spielt eine entscheidende Rolle in den planetarischen Zyklen.

Diese Workshop-Reihe zielt darauf ab, sich mit den Tabus des Nekrobioms auseinanderzusetzen und anthropozentrische Perspektiven und Ängste in Bezug auf bakterielle Gemeinschaften, die das Thanatomicrobiom bilden, zu hinterfragen. In beiden Workshop-Sitzungen werden die Teilnehmer*innen in die reiche und lebendige Landschaft der Organismen eingeführt, die das Nekrobiom bewohnen. In der ersten Sitzung wird dies durch eine geführte Erkundungsrunde erleichtert, bei der es darum geht, lokale Nekrobiom-Umgebungen in unserer Umgebung ausfindig zu machen. In der zweiten Sitzung werden die Teilnehmer*innen in Techniken der Bakterienkultivierung unterrichtet, um die vielen einzelnen Organismen, die das Nekrobiom bilden, zu lokalisieren und mehr über ihre Bedürfnisse zu erfahren. Beide Sitzungen werden von einer Diskussion darüber begleitet, wie wir als Menschen bewusstere Beziehungen zum Nekrobiom aufbauen und versuchen können, kollektive und individuelle Ängste über das Leben, das nach unserem Tod bleibt, zu überwinden.

Lyndsey Walsh ist eine amerikanische Künstler:in, Designer:in, Forscher*in und Autor*in mit Sitz in Berlin. In Lyndseys Praxis beschäftigen Lyndsey sich hauptsächlich mit neuen Medien sowie lebenden und biologischen Materialien und setzen viele Prozesse der künstlerischen Untersuchung in praktische Laborexperimente um. Lyndseys Arbeit wirft oft einen kritischen Blick auf die Politik und Ethik der Arbeit mit lebenden Materialien und nichtmenschlichen und menschlichen „Körpern“, sowie auf die Wissenssysteme, die daraus entstehen. Lyndsey Walsh hat in wissenschaftlichen Laboren auf der ganzen Welt künstlerische und designbasierte Forschung betrieben und in Australien, den Vereinigten Staaten und Deutschland ausgestellt. Derzeit ist Lyndsey Gastwissenschaftler*in in der Hegemann-Forschungsgruppe am Institut für Experimentelle Biophysik der Humboldt-Universität zu Berlin und werden vom Exzellenzcluster UniSysCat unterstützt. Außerdem ist Lyndsey Autor*in für das Unbore Collective, ein BioArt-Kollektiv mit Sitz in den Niederlanden. https://lyndseywalsh.com/ 

Der Eintritt ist frei.
Der Kurs findet primär in Englisch statt, Übersetzer sind vor Ort.
Voranmeldung nötig, E-Mail an: bakteriopolis@tu-dresden.de

Bild: © Lyndsey Walsh

Datum

17. August 2024

Uhrzeit

10h00 bis 15h30

Organisiert durch

Professur für Allgemeine Mikrobiologie, Technische Universität Dresden